Beheben des Nikon D7000 Backfocus-Problems

Zusammenfassung

Die Nikon  D7000, um die es hier geht, wies einen problematischen Backfokus auf. Auch das manuelle Fokussieren war quasi unmöglich. In diesem Artikel wird beschrieben, wie man diese Kamera mit etwas Geschick selber mechanisch oder elektronisch kalibrieren kann. Persönlich würde ich jedem raten, die Kamera bei Nikon in den Service zu geben. Das ist aber bestimmt nicht günstig und wird einige Hundert CHF kosten (gemäss Hinweisen auf dem WWW).

Die korrekte Einstellung für den Autofokus zu finden, ist nicht einfach. Sehr, sehr hilfreich ist es, eine zweite Kamera zur Hand zu haben, die das Problem nicht aufweist. Schlussendlich habe ich meine D7000 so eingestellt, dass sie fast genau gleich automatisch fokussiert, wie meine D3200, die mit allen (passenden) Objektiven gut bis perfekt fokussiert. Seit Wochen nun habe ich keine Fokusprobleme mehr. Wenn einmal ein Bild nicht dort scharf ist, wo es scharf sein sollte, war es immer der Fotografierende und nicht (mehr) die D7000.

Die Nikon D7000: Viel Leistung für wenig Geld, …

Die Nikon D7000 (siehe dpreview.com, kenrockwell.com) ist eine sehr gute Kamera und hat für den gebotenen Leistungsumfang einen günstigen Preis. Gebraucht ist sie für CHF 500.- bis 600.- in sehr gutem Zustand zu erhalten. Sie hat genau die richtige Anzahl Megapixel (16), ist schnell und lässt sich dank den beiden U1/U2 Modi blitzschnell umkonfigurieren. Die Kombination mit den zwar "billig" gebauten aber optisch hervorragenden Objektiven AF-S VR 18-55mm f/3.5-5.6 DX und AF-S VR 55-200mm f/4.0-5.6 DX kostet ein Drittel der entsprechenden Vollformat-Lösung D600 (D610) mit den Objektiven AF-S VR 24-85mm f/3.4-5.6 und AF-S 70-300 f/4.5-5.6 und leistet im Grunde genommen fast genau gleich viel.

… wenn da nicht das Backfokus-Problem wäre

Doch viele D7000 Besitzer beklagen sich über Fokusprobleme (bspw. hier) und stets ist es ein sogenannter Backfokus, d.h. der Fokus liegt nicht dort, wo er sein sollte, sondern etwas dahinter. Diejenige des Autors leidet (litt) ebenfalls darunter. Das macht sich besonders bei der Verwendung lichtstarker und scharfer Objektive bemerbar. Sehr störend wirkt sich das bei Portraitaufnahmen mit etwas längerer Brennweite aus: Die Augenpartien sind darauf nicht scharf, sondern die weiter hinten liegenden Ohren. Bei Nachtaufnahmen mit dem hervorragenden AF-S 35mm f/1.8 DX ist jedes zweite Bild trotz elektronischer Kompensation eine Enttäuschung.

Wie wichtig ein genauer Fokuspunkt ist, zeigen folgende Aufnahmen. Natürlich würde man nicht mit Blende 2.8 fotografieren, sondern wohl mit Blende 8. Trotzdem, wer sein Bild genau gestalten will, ist auf einen korrekten Fokuspunkt angewiesen. Solche drei Aufnahmen sind mit einer Kamera, die vor der Kalibrierung bei -15 steht, niemals möglich. Man beachte, wie scharf die Wimpern abgebildet werden. Die Bilder sind übrigens als JPG mit der Einstellung Basic abgesichert und dann mit The Gimp auf die Augenpartie beschnitten.

D7000 nach Kalibrierung mit AF-S 28-70mm f/2.8 bei 70mm f/2.8. Der Fokus liegt auf dem linken Auge (vom Betrachter aus rechts) D7000 nach Kalibrierung mit AF-S 28-70mm f/2.8 bei 70mm f/2.8. Der Fokus liegt auf der Nasenspitze. D7000 nach Kalibrierung mit AF-S 28-70mm f/2.8 bei 70mm f/2.8. Der Fokus liegt auf dem rechten Auge (vom Betrachter aus links)

Fertigungstoleranzen und Kalibrierung

Fertigungsverfahren unterliegen gewissen Masstoleranzen, vor allem, wenn verschiedene Bauteile (aus verschiedenen Materialien) zusammengesetzt werden. Dann fehlt hier 1/10mm, dort passt ein Gegenstück nicht haargenau. Genau aus diesem Grund werden Geräte mit Einstellmöglichkeiten ausgestattet, die es erlauben, das Gerät nach der Fertigstellung zu justieren oder zu kalibrieren. Bei Spiegelreflexkameras müssen Objektive auf das Bajonett gesetzt werden, welches wiederum mit Schrauben am Kameragehäuse befestigt ist. Der Lichstrahl trifft durch das Objektiv auf einen beweglichen (etwas durchlässigen) Spiegel und wird von dort nach oben auf die Mattscheibe gelenkt und vom AF-Spiegel dahinter nach unten auf den AF-Sensor. Der Spiegel wird beim Auslösen hochgeklappt, der Verschluss geöffnet und der Lichtstrahl trifft auf den Sensor, der an der Rückwand befestigt ist. Kleinste Abweichungen resultieren in einem unscharfen Bild. Das fällt bei kurzen Brennweiten oder kleinen Blendenöffnungen nicht auf, dort ist der Bereich der Schärfe gross genug. Bei sehr offenen Blenden oder langen Brennweiten (oder gar in Kombination der beiden) jedoch ist der Schärfebereich klein, das Bild wird auf eine Ebene hinter dem Sensor fokussiert. (Zu Fertigungstoleranzen, bspw. Position des AF-Sensors, siehe auch: http://www.dpreview.com/reviews/nikon-d750/9 )

Auch die D7000 verfügt im Spiegelgehäuse zwei exzentrische Einstellschrauben, mit denen die Spiegel etwas angehoben oder abgesenkt werden können. Die vordere justiert den Fokus auf der Mattscheibe und(!) den Fokus auf dem AF-Sensor. Die hintere kalibriert den Abstand des Spiegels zum AF-Sensor.

Systematischer Fehler? Liegt es an der D7000? Ja?!

Im Web wird darüber gestritten, ob es sich um ein generelles Problem der D7000 handelt. Und wer deutsche Webforen besucht, der wird in der Regel erst einmal gehörig belehrt, was er alles falsch gemacht. Doch es ist auffällig, wie oft über die Kombination Backfokus und D7000 (siehe Google: D7000 Backfocus) berichtet wird. Ein Frontfokusproblem scheint es hingegen kaum zu geben. Ist es also ein D7000 Problem? Ich bin der Meinung, dass dies so ist. Warum?

Meine D7000 war weder auf der Mattscheibe noch auf dem Sensor (= Bild) wirklich scharf. An den eigenen Augen kann man zweifeln, nicht aber an der 1:1 Abbildung des Bildes. Ich musste stets versuchen vor die Nasenspitze, statt auf die Augenartie zu fokussieren oder mit kleinerer Blende zu arbeiten. Für mich, auch bei AFS-Objektiven mit Direkteingriff, immer mit Unsicherheit verbunden.

Da ich weder sportliche, noch sonst sich bewegende Motive abbilde, fotografiere ich im AF-S Modus mit einem einzelnen Autofocus-Messfeld (meist das in der Mitte). Irgendwann hatte ich aber genug von unscharfen Wimpern und leicht verschwommenen Augenpartien. Meine (günstige, aus Plastik bestehende, leichte) D3200, zeigt keine solche Macken. Die Frage war nun: Soll ich die gebraucht gekaufte D7000 zu Nikon schicken und sie dort kalibrieren lassen? Da hätte ich mir gleich eine neue D7100 kaufen können. Ein Backfokus-Problem hätte bei dieser die Garantie abgedeckt (oder: aus Erfahrung wird man klug).

D7000: Fast perfekt: Manuell fokussiert nach Einstellung der vorderen Schraube. (AF-S 18-200mm DX f/5.6 bei Stellung 200mm) D7000 vor der Kalibrierung: Eindeutiger Backfokus bei Verwendung des AF-Systems. (AF-S 18-200mm f/5.6 DX bei Stellung 200mm) Die D3200 zum Vegleich: Perfekter Fokus mit AF-S 28-70mm f/2.8. Fokussiert wurde jeweils auf das kleine H in der Mitte.

Ich habe also meine D7000 manuell kalibriert: Erst das Bild auf der Mattscheibe, dann den Abstand des hinteren kleinen Spiegels zum AF-Sensor. Doch bei meiner D7000 reichte aber die Einstellschraube für den AF-Spiegel nicht aus, um den Fokus etwas nach vorne zu bringen. Diejenige für den manuellen Fokus konnte man zwar so weit verstellen, dass auch der Autofokus gut funktionierte, aber dann war das Sucherbild leicht unscharf. Also entweder musste ich auf ein scharfes Sucherbild verzichten oder auf scharfe Aufnahmen. Letzteres ist natürlich nicht akzeptabel. Ein etwas unscharfes Sucherbild wäre zur Not noch auszuhalten, wenn auch störend, aber nicht bei der Verwendung manueller Objektive. Derer habe ich noch einige, bspw. ein Micro-Nikkor 55mm f/2.8, eines der schärfsten Objektive von Nikon, das auch bei völlig offener Blende superscharfe Bilder liefert, oder das Nikkor 135mm f/2.8, das sich hervorragend für Porträtaufnahmen eignet.

Was tun? Wenn man die Mattscheibe nach hinten schieben könnte, dann würde man beim manuellen Fokuspunkt verschieben und so etwas Spielraum beim Einstellen gewinnen. Und tatsächlich, hinter der Mattscheibe liegt ein dünner Messingrahmen. Wird dieser entfernt, reicht der Spielraum der Einstellschraube wieder aus. Die Kamera kann dann mechanisch auf den idealen Fokuspunkt kalibriert werden.

Und warum ist das nun ein Herstellungsfehler, ein systematischer Fehler?

(s.a. http://de.wikipedia.org/wiki/Systematischer_Fehler) Ein solcher liegt vor, wenn die Einstellmöglichkeiten ganz offensichtlich nicht ausreichen, um die Fertigungstoleranzen zu kompensieren. Ein einfaches, frei erfundenes Beispiel verdeutlicht dies: Angenommen, die mechanische Kalibrierung kann Fehler der Grössenordnung +-18 korrigieren. Die Fertigungstoleranzen (zufälliger Fehler) liegen, frei angenommen, im Bereich von +-10 um den idealen Einstellpunkt P=0. Dann ist es kein Problem, dies mittels mechanischer Justage auszugleichen. Wenn nun aber die Abweichung bei der Fertigung der Kamera schon bei P=15 liegt und dann die Toleranz von +-10 dazu kommt, dann hat derjenige Pech, dessen Kamera am äusseren Limit liegt. Diese kann dann nicht mehr mittels mechanischer Kalibrierung eingestellt werden, aber knapp noch elektronisch:

Backfocus ist nicht "einfach" korrigierbar

Das hiess in der Praxis vor der mechanischen Kalibrierung für mich: AF-Finetuning auf Standard(!) -15. Die elektronische Kompensation (Offset) konnte die mechanische also übertreffen. Das erste Problem: Der Justierungsbereich meiner D7000 reduzierte sich auf -5/+35 (statt -20/+20). Alle meine Objektive sind in guter Nikon-Qualität bei +-0, ausser dem AF 50mm f/1.8 D, dass bei +5 liegt.

Die an sich elegante Lösung hat zwei entscheidende Nachteile:

  1. Es scheint zu sein, dass mit wechselnder Entfernung des Motivs und wechselnder Brennweite eines Zooms die elektronische Kompensation nicht perfekte Resultate erzielt.
    Die mögliche Erklärung dazu: Zoomobjektive wie das 18-200mm f/4.0-4.6 DX haben bei 18mm einen anderen Focuspunkt als bei 200mm. Die Kamera muss bei der Veränderung der Brennweite neu fokussieren. Meines ist bei 18mm etwas im Backfocus-Bereich und bei 200mm etwas im Frontfocus. Das hat nichts mit der Kamera zu tun. Die Fokussierung über den AF-Sensor erfolgt direkt, im Gegensatz zur Fokussierung via Live-View, die mit Hin- und herfokussieren die schärfste Einstellung findet. Ein konstanter Offst ist für Zoomobjektive nur eine Näherungslösung und führt unter Umständen trotzdem zu unscharfen Bildern. Was soll man bei einem 18-200mm elektronisch kompensieren? Man wird sich für das lange Ende entscheiden.
  2. Die Verwendung der Autofokus-Hilfe bei manuellen Objektiven, die mangels Schnitt-Mattscheibe nur sehr schwer zu fokussieren sind (DX-Mattscheiben sind auch noch viel kleiner als die von FX-Kameras), ist damit sinnlos (für mich).

Hat man ein Backfokus-Problem?

Das heraus zu finden ist ganz einfach. Im Web kursieren etliche Charts, auf denen man hochpräzise ablesen können soll, wo der Fokus liegt. Das ist alles fast sinnlos und Zeitverschwendung. Unten angehängt sind Links zu Online-Rechnern, den Bereich der Schärfe vor und hinter dem Fokuspunkt berechnen. Es reicht aus, wenn die Kamera ungefähr in die Mitte dieses Bereiches scharf fokussiert, auf den Millimeter kommt es wirklich nicht an. Der "Testaufbau":

  1. Kamera auf Stativ, leicht nach unten gebeugt ca. 30-60 Grad je nach Brennweite. Fokussiert wird mittig auf eine grosse Überschrift (siehe Bild). Man verwendet den (eingebauten) Blitz und stellt den ISO-Wert fest auf 200 (max. 400, ab ISO 400-800 (1600) stört das Rauschen die Bestimmung der Schärfe).
  2. Bei völlig offener Blende (max. Blende 4 bei kurzen Brennweiten) des schärfsten Objektives, das man hat, nimmt man im Live-View-Modus ein paar Bilder auf. Je länger die Brennweite, desto offensichtlicher das Resultat. Man kontrolliert, ob im Zentrum scharf abgebildet worden ist und ob vorne und hinten ein ungefähr gleich grosser Bereich scharf ist. VR, so vorhanden, ausschalten, es verschiebt gerne das Bild, sprich den Fokuspunkt um eine Winzigkeit beim Auslösen.
  3. Die nächsten Bilder werden mit Einzelpunktmessung (Mitte) des normalen Autofokus aufgenommen. (Das Okular immer abdecken, sonst wird das Bild ca. 0.7 Blendenstufen unterbelichtet).
  4. Dann vergleicht man die beiden Bilderserien. Der fokussierte Bereich sollte natürlich scharf sein und kleine Bereiche vorne und hinten ebenfalls. Man erkennt ein Backfokusproblem deutlich im nach hinten verschobenen Schärfebereich.
  5. Den selben Test macht man zur Kontrolle mit weiteren Objektiven oder verwendet eine 2. Kamera. Ich habe beides gemacht, viele Objektive und eine D3200. (ca. -12 bis -15 Stufen im Backfokus: FX: AF-S 28-70mm f/2.8, AF 28-105mm f/3.5-4.5, AF 70-200mm f/4.0-5.6 und DX: AF-S 18-200mm f/4.0-5.6 DX, AF-S 12-24mm f/4.0 DXAF-S 18-55mm f/3.5-5.6 DX, AF-S 35mm f/1.8 DX. Die Ausnahme bildet das AF 50mm f/1.8 D, das vor der Kalibrierung bei +3 lag und danach bei +11).

Elektronische Einstellung

Die D7000 lässt sich via Setup so einstellen, dass sie das Fokusproblem elektronisch kompensiert. Das lässt sich generell einstellen oder per Objektiv (von -20 auf + 20).

  1. Man stellt das AF-Finetuning schrittweise von 0 auf -10 (2er Schritte reichen aus) und wenn das Bild dem Live-View-Bild entspricht, ist die Abweichung gefunden.
  2. Ist die Kamera kalibriert, sollten mindestens 100 Bilder gemacht werden, bevor man sicher sein kann, nicht nachjustieren zu müssen. Idealerweise sollte die Kamera wechselnden Temperaturen ausgesetzt sein, z.B. 10 Grad und 25 Grad Celsius.
  3. Ich denke, eine elektronische Einstellung sollte eigentlich nur per Objektiv vorgenommen werden müssen. Die Standard-Einstellung für alle Objektive ist dann sinnvoll, wenn die Kamera nach einem härteren Schlag einen Offset aufweist. Kompensationen von +- 5 Einheiten sollten rein elektronisch vorgenommen werden.

Mechanische Einstellung

 

Viel einfacher als gedacht: 1.5mm Sechskant und 30 Minuten Zeitaufwand

Die Anleitungen im Netz behaupten für eine Einstellung sei nur die vordere Schraube zu verstellen. Das ist falsch, respektive nur halb richtig.

Wie man auf der nebenstehenden, einfachen schematischen Grafik erkennt, gibt es zwei Einstellpunkte. Die beiden Schrauben sind exzentrisch und bringen die Spiegel bei Drehung um eine Winzigkeit nach vorne oder hinten.

Die hinten und oben liegende Schraube verstellt lediglich den Fokuspunkt auf dem AF-Messfeld, das unten in der Kamera liegt, da sie nur den hinteren Spiegel verstellt. Dieser ist am Hauptspiegel befestigt. Darum verstellt die vordere und untere Schraube beides: Den Fokuspunkt auf der Mattscheibe und den Fokuspunkt auf dem AF-Messfeld. Einzustellen ist daher erst der manuelle Fokus mit der vorderen Schraube und dann der Autofokus mit der hinteren. Wem es egal ist, dass auf der Mattscheibe das Bild nicht ganz scharf ist, der kann sich auf das Einstellen der vorderen Schraube beschränken.

Vorbereitung

Am besten arbeitet man mit der Kamera am stabilen Stativ. Eine Spotlampe leuchtet direkt in die Kamera. Druckluft, Staubpinsel und der kleine Sechskantschlüssel liegen bereit. Der Tisch ist staubfrei, idealerweise ist vorher der Tisch und die Umgebung feucht abgewischt worden. Die Hände wäscht man gut, um Körperfett zu entfernen.

Eine wichtige Bemerkung: Niemals in die Kamera pusten, auch nicht nur ein wenig! Immer einen reinen Druckluftspray verwenden oder einen Pinsel. Gut eignet sich auch ein weicher Wasserfarbenpinsel, um sanft einzelne Staubteilchen von der Mattscheibe und dem Spiegel zu entfernen. Ein harter kleiner Borstenpinsel ist sehr gut dazu geeignet, Staubteilchen innen von der rauen stoffartigen Oberfläche zu entferrnen.
Die Mattscheibe fast man niemals an, sie lässt sich kaum mehr wirklich reinigen. Man trägt Gummihandschuhe oder Fingerlinge.

Wie verstellt man die Schrauben und in welcher Reihenfolge?

Man klappt den Spiegel mit einem Zahnstocher (Achtung: Ganz seitlich ansetzen, kein Metall verwenden und nicht mit dem Finger angreifen) nach oben und hält ihn von unten oder klebt ihn am besten mit einem Klebstreifen am Gehäuse fest.

Die Einstellschraube für den Fokus auf der Mattscheibe und(!) des AF-Messfeldes befindet sich bei Blick in das Gehäuse rechts vorne hinter dem Spiegel. Sie sollte nur dann eingestellt werden, wenn der Fokus auf der Mattscheibe nicht korrekt ist. Das ist aber meistens der Fall und ausserdem schwer erkennbar bei den kleinen DX-Mattscheiben.

D7000: Die beiden Einstellschrauben im Spiegelkasten. D7000:Der eingesetzte Sechskantschlüssel.

Manueller Fokus

Es braucht zur Einstellung des manuellen Fokus etwas Übung, gute Augen und einige Aufnahmen. Ich habe dazu in China für 20.- CHF eine Mattscheibe mit Schnittbildindikator bestellt. (Leider wird mit dieser etwas überbelichtet, sonst würde ich sie gleich in der Kamera lassen.)

Dann stellt man manuell ein Objektiv mit möglichst niedriger Blendenstufe (ich habe dazu die alten Nikkor 50mm f/1.4 und 55mm f/2.8 verwendet) auf das gewünschte Ziel scharf und kontrolliert auf dem Bildschirm in der Vergrösserung, ob die Aufnahme am selben Ort scharf ist. Man sollte nicht denken, dass man es manuell besser macht als die Elektronik. Jede neue Einstellung wird leicht von der anderen abweichen.

Ist das der Fall, so braucht diese Schraube nicht verstellt zu werden. Liegt der scharfe Bereich aber vor oder hinter dem anvisierten Objekt, so geht man folgendermassen vor:

Mit ruhiger Hand steckt man den 1.5mm Sechkantschlüssel in die Schraube und bewegt sie ein klein wenig nach oben. Sie ist recht schwergängig. Man tippt darum leicht den Schlüssel von unten an. Keine Angst vor dem Verstellen, der Fokuspunkt wird sehr einfach gefunden. Der Autor hat fünf Versuche bis zum fast perfekten manuellen Fokus gebraucht. Verstellt wird pro Mal lediglich um 5-15 Grad (resp. so wenig wie möglich).

Autofokus

Doch die hier verwendete D7000 fokussierte mit dem AF-System immer noch etwas hinter dem Objekt. Dazu ist nun die hintere und obere Schraube zuständig. Sie verstellt den kleinen AF-Spiegel, der sich hinter dem Hauptspiegel befindet. Leider ist diese Schraube kaum zugänglich. Ich habe mir darum aus einem normalen kleinen Sechskantschlüssel einen kleineren zurecht gebogen der komplett in das Spiegelgehäuse passt. Das Drehen nach unten bringt in diesem Fall den Fokuspunkt nach vorne. Wer auf Nummer sicher gehen will, schaut sich die Stellung der exzentrischen Schraube an. Es ist eine knifflige Arbeit und sollte darum nur mit sehr ruhiger Hand und grosser Vorsicht vorgenommen werden.

D7000: AF-Einstellschraube in unterster Stellung. D7000: AF-Einstellschraube in oberster Stellung.

Man wird es wahrscheinlich nicht zu 100% schaffen, die Kamera ganz genau zu justieren. Zudem schwanken auch die Objektive untereinander um 1 bis 2 Einheiten.

Reichen die Einstellschrauben nicht aus?

D7000: Blick in das Spiegelgehäuse. Man sieht gut die lösbare Metallfeder, die die Mattscheibe fixiert. D7000:Die herunter geklappte Mattscheibe und der Messingrahmen. D7000: Der dünne Metallrahmen hinter der Mattscheibe mit dem benutzten Werkzeug.

Dann hilft die Entfernung des dünnen Rahmens aus Messing hinter der Mattscheibe und die erneute Kalibrierung via Einstellschrauben. Diese erhalten durch das Entfernen wieder etwas mehr Spiel, so dass es gut gerade reicht, die Kamera nun mechanisch genau zu kalibrieren. Mit dem leichten gegenteiligen Drehen (ca. 10Grad) der vorderen Einstellschraube kann der Fokus fast direkt ideal eingestellt werden.
Ein kleiner Nachteil soll nicht verschwiegen werden: Die Statusanzeigen (AF-Quadrate, Statuszeile) im Sucher geraten ganz leicht aus dem Fokus. Damit kann man aber gut leben. Sie sind immer noch sehr gut ablesbar.

Finetuning

Die Kamera lässt sich nach erfolgter mechanischer Kalibrierung in der Praxis testen und noch präziser einstellen. Ich musste ein ganz klein wenig nach hinten korrigieren. Die vordere Einstellschraube hat sich dabei kaum fühlbar bewegt. Ich schätze: 1-2 Grad verstellen entspricht 1 Stufe der elektronischen Kompensation. Der Fokus wurde am hellichten Tag mit einem AF-S 28-70mm f/2.8 bei völlig offener Blende kontrolliert. Das erste Bild jeweils mit elektronischer Einstellung bei Stufe 0, das zweite bei -1, das dritte bei +1. Deutlich ist der Kontrastverlust bei schon nur um eine Stufe verstellter elektronischer Kompensation bemerkbar. Womöglich ist diese D7000 noch um eine Stufe im Frontfocus. Genauer geht es "per Hand" nicht. Mir reicht das so gut aus. Die Unterschiede zu vorher (-15) sind enorm.

D7000 nach Kalibrierung mit AF-S 28-70mm f/2.8 bei 70mm f/2.8. Elektronisch bei Stufe 0. Scharf! D7000 nach Kalibrierung mit AF-S 28-70mm f/2.8 bei 70mm f/2.8. Elektronische Kompensation bei Stufe -1: Kontrast geht sichtbar verloren. D7000 nach Kalibrierung mit AF-S 28-70mm f/2.8 bei 70mm f/2.8. Elektronische Kompensation bei Stufe +1: Ebenfalls schlechter als bei Stellung 0.
D7000 nach Kalibrierung mit AF D 28-105mm f/3.5-4.5 bei 105mm f/4.5. Elektronisch bei Stufe 0. Etwas weniger Kontrast als das 28-70mm, aber dennoch: Scharf! D7000 nach Kalibrierung mit AF D 28-105mm f/3.5-4.5 bei 105mm f/4.5. Elektronisch bei Stufe -1. D7000 nach Kalibrierung mit AF D 28-105mm f/3.5-4.5 bei 105mm f/4.5. Elektronisch bei Stufe +1. Kaum ein Unterschied zu Stufe 0 sichtbar.

Fazit

Schlussendlich hat das Einstellen und das Sammeln all der Erfahrung und das Schreiben dieses Artikels mehrere freie Nachmittage gekostet. Hat es sich gelohnt? Definitiv ja, aber es ist nicht einfach und es ist mit Risiko verbunden. Perfekt wird es wohl nicht. Es hinterlässt Spuren auf den Schrauben und wer nicht aufpasst, der kann sich leicht die Spiegel oder die Mattscheibe beschädigen. Es wird auch Staub in die Kamera kommen. Der ist in der Regel schnell herausgeblasen (Niemals, niemals in die Kamera pusten, Druckluft verwenden!). Der Sensor ist hier bei mir immer völlig ohne Staubteilchen geblieben.

Es soll jeder selber beurteilen, ob das Problem durch die Fertigung von Nikon verursacht worden ist. Man könnte das daraus ableiten, dass manche User davon berichten, dass ihre Kamera mehrmals vergeblich bei Nikon war. Umgekehrt konnte auch einigen geholfen werden. Fehler durch die angewandte Technik können nicht ausgeschlossen werden. Vielleicht sind auch einfach nur mehr Fälle von Backfokus betroffen, als bei anderen Kameras. Oder diejenigen, die mit einer D7000 fotografieren, sind anspruchsvoller, haben die bessern Objektive, als die breite Mehrheit, die "nur" mit einer D3200 und einem AF-S 18-55mm f/3.5-5.6 am hellen Tag fotografieren und den Fehler so wohl niemals bemerken. Ein AF D 50mm f/1.8 oder ein AF-S 35mm f/1.8 DX legt die Schwäche aber schonungslos offen, das 35mm an der D3200 bringt hingegen einwandfreie Resultate. Fragwürdig ist aber mindestens der Umstand, dass es eine D7000 geben kann, deren mechanische Einstellung den Fehler nicht mehr kompensieren kann und der dann auch noch elektronisch nachgeholfen werden muss. Es scheint, dass der relativ günstige Preis der D7000 seinen Tribut fordert. Die nächste wird wohl wieder eine Vollformatkamera sein, eine digitale, die D600 vielleicht. Vielleicht aber gibt es irgendwann auch eine digitale Rückwand für meine bald 30 jährige Nikon FA mit MD-15. Das wäre ein Traum… Eine digitale FA statt einer auf "old style" getrimmten Df.
Obwohl, die D7000 ist nun noch mehr ans Herz gewachsen. 

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